Montag, 28. Oktober 2013

Altes, neues Projekt endlich online

Ein kurzer Post zu einem neuen Blog mit altem Thema.


Ich dachte ja eigentlich, dass sich die Lage um Fukushima wieder beruhigen würde, und dass mein gesamtes Projekt "zu den Akten" gelegt werden könne.

Aber in Anbetracht der jüngsten Ereignisse habe ich mich am Wochenende mal hingesetzt und den "Kakerlakenkurier" ins Leben gerufen.

Ein bisschen Hintergrundinformation zur Atomkraft, supereinfach erklärt und von einem Physiklehrer "abgenommen" ;).

Trotz der ernsten Thematik viel Spaß und ich würde mich über Besuche freuen:
Hier geht`s zum Kakerlakenkurier


Freitag, 18. Oktober 2013

Die Geschichte von Helenchen W.

Helenchens Geschichte ist eine von vielen Geschichten, die sich vor fast 100 Jahren hier im Ruhrgebiet und seit unendlichen Zeiten in der ganzen Welt zugetragen haben.


"Helenchen"


Im weitesten Sinn erfuhr ich durch meine Großmutter davon. Im engeren Sinn durch ihren Nachlass vor vielen Jahren. Ich wollte diese Geschichte schon lange in einem Bild verarbeiten, und nun endlich habe ich es geschafft.


Ob es sich um eine endgültige Fassung handelt, weiß ich noch nicht, aber es ist der richtige Zeitpunkt, Helenchens Geschichte in die Welt zu bringen.

Helenchen (sie scheint wirklich so geheissen zu haben) war eine junge Frau um 1913 herum, als sie vermutlich Wilhelm zum ersten Mal begegnete.
Zumindest schrieb er ihr am 02. Januar 1914 einen Liebesbrief aus Bonn. Dieser begann mit den Worten "Mein innigstgeliebtes Helenchen! Vorerst verzeihe mir, dass ich diese Frechheit besitze, Dir das liebliche Du anzubieten und hoffe ich gleichzeitig, dass Dir dieses auch angenehm ist."
Im weiteren Verlauf macht Wilhelm Helenchen einen Heiratsantrag- er ist zu diesem Zeitpunkt in Bonn und der Krieg war noch nicht ausgebrochen.

Helenchen wohnte in der Gegend um Dortmund- Hörde/ Witten Heven und das Verhältnis zwischen Willhelm- ab jetzt kurz Willi genannt- vertiefte sich soweit, dass der folgende Brief bereits im einvernehmlichen "Du" verfasst wurde. Willi lud Helenchen zu einem Urlaub ein, sie wollten sich Ostern darüber unterhalten, wenn sie sich sehen.

In diesen Unterlagen fand sich nun außer einer Ansichtskarte und einem Foto von Wilhelm nichts weiter bis zu einem Zeitungsausschnitt ohne Datum: "63 Prokurist Wilhelm F., Feldwebel Inf.=Regt. 235, gefallen am 20. Dez. in Poelkapelle in Flandern."

In der Wikipedia gibt es unter der Überschrift "Mythos von Langemarck" einen interessanten Artikel zu der damaligen Schlacht. Da der Zeitpunkt von Wilhelms Tod ca. 4 Wochen nach dem Hauptangriff lag kann ich nur spekulieren, dass er vermutlich verwundet wurde und seinen Verletzungen erlag.

Ein Zitat aus dem Artikel:
"Am 15. November ließ Berthold von Deimling, Kommandeur des XV. Armeekorps, vier Regimenter mit insgesamt 12.000 Mann mit Regimentsmusik und Spielen des „Deutschlandliedes“ angreifen; knapp die Hälfte überlebte. Deimling bekam den Beinamen „Schlächter von Ypern“ (auch deshalb, weil er entgegen dem Rat aller seiner Regimentskommandeure am 22. April 1915 (erster Tag der Zweiten Flandernschlacht) Chlorgas in großem Stil einsetzen ließ, das erste Mal auf deutscher Seite - siehe Gaskrieg während des Ersten Weltkrieges)."
(Quelle Wikipedia)

"Dieses Leben, niemand kanns erklären, ein solches Glück, ich kann es Dir nicht schildern." Nicht einmal ein Jahr zuvor hatte Willi diese Zeilen an Helenchen gerichtet...

Es folgt ein Ausschnitt aus dem "Hörder Volksblatt" vom 20. Januar 1915. In dieser Ausgabe erscheint die Traueranzeige der Familie, als letzte genannt "Helenchen W. als Braut".

Wilhelm wurde nur 27 Jahre alt, unter den Trauernden ein Julius F. mit dem Zusatz "zur Zeit im Felde vermisst".

Die Schlagzeile der Zeitung lautete an diesem Tag "Was 6 Monate Krieg kosten".

Wilhelm wurde vermutlich in der Nähe des Schlachtfeldes beigesetzt, so erklärt sich der letzte Gruß:

"Sehr schwer war schon der Trennungsschmerz,
jetzt aber bricht uns fast das Herz,
als Held starbst Du, für uns zu früh,
Vergessen können wir Dich nie,
Wir könn`n Dir nichts mehr bieten,
mit nichts mehr Dich erfreu`n,
nicht eine Hand voll Blüten
auf Deinen Hügel streu`n."

Alle Briefe und Zeitungsausschnitte sind aus dieser Zeit und haben fast 2 Weltkriege überdauert.